Freitag, 29. April 2016

Der "Alltag" in Nicaragua

Ich habe bisher wenig über die alltäglichen Dinge geschrieben, die uns hier begegnen, sondern mehr über die Dinge, die wir erlebt haben. Aus diesem Grund will ich über ein paar allgemeinere Dinge berichten.

Zunächst einmal ist es, wie bereits berichtet, sehr heiß. Man kann den Menschen ihre leichte Lethargie also nicht wirklich vorhalten. Oft sieht man Männer und Frauen einfach in einem Schaukelstuhl vor ihrem Haus sitzen. Schaukelstühle gibt es hier wie Sand am Meer. Ich habe tatsächlich noch kein Haus ohne eine "Abuelita" gesehen, wie die Stühle liebevoll genannt werden und was so viel wie kleine Oma oder Großmütterchen heißt.

Dennoch scheint jeder hier sein eigenes, wenn auch meist sehr kleines, Business zu haben. Der eine  verkauft zu Fuß gefiltertes Wasser in Tüten auf der Straße, der andere seinen selbst gefangenen Fisch, wieder andere haben kleine Straßenstände, an denen man kleine Gerichte kaufen kann. Auf den Tourismus eingestimmt haben sich bisher eher wenige Regionen und viele Möglichkeiten Geld zu verdienen werden liegen gelassen. Auch sind die "Gringos", die Ausländer, nicht überall gern gesehen und man muss aufpassen, dass einem nicht zu viel für das Abendessen oder den Bus berechnet wird.

Allgemein sind die Leute jedoch sehr freundlich und freuen sich, wenn man versucht mit ihnen auf Spanisch zu kommunizieren und sich für ihr Leben interessiert.

Köln ist sehr stolz auf seine Kiosk-Kultur. Hier wären die Kölner allerdings neidisch: An jeder Ecke gibt es sogenannte "Pulperias", die zum Teil winzig sind und in denen man das Nötigste kaufen kann.

Außerdem auffällig ist, dass es kein warmes Wasser gibt. In keiner Unterkunft bisher gab es auch nur einen Wasserhahn für warmes Wasser - trotz der hohen Temperaturen hier ist die Dusche morgens teilweise recht kühl.

Ein weiterer Unterschied zu beispielsweise Deutschland ist, dass die Nutztiere hier oft völlig frei herumspazieren. Wenn man auf der Straße fährt, stellen sich einem Kühe, Hühner, Schweine, Pferde, und wütend dreinblickende Stiere in den Weg. Überall gibt es streunende Katzen und Hunde, die teilweise sehr anhänglich sind und mit einem am Strand oder in der Stadt spazieren gehen.

Die Menschen hier laufen oft weite Strecken zu Fuß. Viele haben jedoch auch Autos oder ein Moppet, auf dem dann oft die ganze Familie sitzt! Ich habe bis zu vier Leute auf einem Moppet gesehen - samt Sack und Pack. Viele bewegen sich und ihre Waren aber auch auf Stieren - oder Pferdekarren von A nach B - ein Bild, dass es bei uns seit vielen Jahrzehnten nicht mehr gibt.

Allgemein haben die Menschen hier eine ganz andere Einstellung. Sie kommen mit deutlich weniger zurecht. Viele Behausungen sind aus Wellblech und Brettern zusammengeschustert, was etwas ganz normales ist und nicht etwa den Vororten vorbehalten ist. Essen spielt hier eine deutlich wichtigere Rolle: Überall kann man Snacks kaufen und Kleinigkeiten erwerben. Im Bus genießen die meisten Einheimischen gefühlt durchgehend eine Knabberei.

Ein anderes ungewohntes Bild ist uns auf der Insel Ometepe aufgefallen: Fast jeder Mann hat auf der Straße eine riesige Machete dabei. Oft sind diese im Einsatz um Palmenblätter für Dächer zu schlagen oder die Ernte zu betreiben - aber alle Macheten kann das nicht erklären! Vielleicht handelt es sich um ein Statussymbol?!

Eine lustige Geschichte, die den Alltag und die Einstellung hier ganz gut beschreibt, haben wir gestern erlebt: Wir wollten vom Bussbahnhof in Rivas einen Bus zu dem Strand nehmen, an dem wir aktuelle sind und der ziemlich abgelegen ist. Der Bus fährt nur einmal am Tag und wir hätten ca. 45 Minuten warten müssen. Ein Mitarbeiter eines Ministeriums der Regierung hielt neben uns an (um uns herum standen wie üblich 5 offizielle und weniger offizielle Taxifahrer, die uns gerne irgendwohin fahren würden) und bot uns seine Hilfe an. Wir hörten ihm zu und dachten er würde uns vielleicht eine andere Möglichkeit erklären zu dem Strand dazu kommen. Es stellte sich allerdings heraus, dass auch er uns gerne gegen Geld zu dem Strand fahren wollte. Da er in voller Montur und mit Dienstwagen unterwegs war, gehe ich davon aus, dass er sich im Dienst befand.... Trotzdem hat er uns ein gutes Angebot gemacht und wir sind mit zwei anderen Mädels auf die Ladefläche gesprungen und eine halbe Stunde in der Sonne über Schottenpisten gedüst.








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