Mittwoch, 22. Juni 2016

Medellin und Pablo Escobar



Nach Cartagena haben wir uns ein bisschen Luxus gegönnt und sind nach Medellin geflogen. Nach der üblichen „wie-geht’s-weiter-Recherche“, die wir mal früher und mal am Abend vorher machen, haben wir herausbekommen, dass
-      14 Stunden Bus für $42 gegen
-      1,5 Stunden Flugzeug für $50 standen.

Also Flugzeug! Als wir schon auf der Startbahn standen und alle auf den Schub warteten haben wir jedoch die Info bekommen, dass der Zielflughafen in Medellin von einem winzigen defekten Privatjet blockiert wird, der auf der Landebahn liegen geblieben ist. Dieser kleine Vorfall hat uns etwa 3-4 Stunden gekostet, sowie das Fußballspiel Deutschland vs. Polen...

MEDELLIN!
Medellin ist wohl die interessanteste Stadt, die wir bisher besucht haben. Bis vor 10 Jahren hat hier kaum ein Ausländer einen Fuß reingesetzt – die Stadt war eine der gefährlichsten Städte der Welt! Bis in die 90er hatte der weltberühmte Drogenboss Pablo Escobar „El Patrón“ die Stadt unter seiner Kontrolle. Er war ab 1982 sogar Kongressabgeordneter in Kolumbien! 1989 war er der siebtreichste Mann der Welt und kontrollierte 80% des internationalen Kokainhandels.

Wir haben eine sehr interessante Stadtführung mitgemacht, die von einem jungen Einheimischen namens Juan geleitet wurde, der die ganze Entwicklung der Stadt miterlebt hat. Aus seiner 8-köpfigen Jugendclique wurden zwischen 1990 und 2000 sechs Leute ermordet!! Zwei seiner Onkel wurden zudem entführt und die Familie hat ihren ganzen Wohlstand verloren um beide freizukaufen. Da bekommt man eine Gänsehaut! Insgesamt schätzt man, dass Escobar 15.000- 20.000 Menschen ermordet hat. Mehr zu Escobar schreibe ich noch im nächsten Artikel – kleiner Spoiler: Wir haben etwa zwei Stunden entfernt von Medellin seine zerbombte Villa besucht.

Der Stadtführer Juan hat uns dazu aufgerufen, mit den Vorurteilen gegen Kolumbien und seine Bewohner und vor allem Medellin aufzuräumen. Er muss bei jedem internationalen Flug alle seine Sachen auf Drogen testen lassen und wird oft auf sein „gefährliches“ Heimatland angesprochen. Er hat sich ausdrücklich bei uns bedankt, dass wir als Reisende Kolumbien nicht gemieden haben und somit zur Besserung und zum neuen Wirtschaftszweig Tourismus beitragen. Wir sollen zuhause verkünden, dass sich die Sicherheitslage extrem gewandelt hat und man hier wunderbar reisen kann – und das tue ich hiermit! Er hat völlig recht. Die Menschen sind super freundlich und gerade zu lebenslustig. Sie freuen sich über alles und jeden und rasten zum Beispiel völlig aus, wenn sie beim Fußball gewinnen.

In Medellin merkt man dies besonders. Seitdem 2002 ein neuer Bürgermeister in Sicherheit, Bildung und Infrastruktur investiert hat, ist es mit der Stadt steil bergauf gegangen. Wie sehr sich die Leute über den Wandel und über die Touristen freuen, merkt man überall, wenn z.B. Einheimischen einem zuwinken und „Hello!“ rufen.

Medellin ist die einzige Stadt Kolumbiens mit einem Straßenbahn-System, welches auch zwei Seilbahnabschnitte hat (Medellin liegt umgeben von Bergen). Die Straßenbahn gibt nun auch den Außenbezirken die Möglichkeit und das Gefühl am Stadtleben teilzuhaben, was zusätzlich die Sicherheitslage extrem verbessert hat. Niemand wirft auch nur ein Papierchen auf den Boden und die Scheiben haben nicht einen Kratzer! Im Gegensatz zu uns nehmen die Menschen die Bahn nicht als Selbstverständlichkeit, sondern haben mit ihr eine völlig neue Chance auf ein besseres Leben. Man merkt, dass sie extrem stolz auf ihre Bahn sind und sie schlicht brauchen!

Zudem wurde Medellin vor Kurzem vom Time Magazin zur innovativsten Stadt der Welt gewählt - der Wandel ist also gigantisch!

Medellin hat ein unglaubliches Nachtleben. In dem Viertel Poblado, in dem wir unser Hostel hatten, gibt es unzählige Bars, Restaurant, Kneipen und Clubs, die zu einem großen Teil stylischer und besser als die in Köln sind – das hat uns ehrlich gesagt ziemlich überrascht!
Wir haben schöne Abende mit vielen netten Leuten verbracht. Natürlich waren wieder einige Leute von unserem Segeltrip in der Stadt und wir haben nette Einheimische kennen gelernt. Außerdem haben wir Leonard und Diane getroffen, als wir uns ein Taxi vom Flughafen in die Stadt geteilt haben. Die beiden kommen ebenfalls aus Köln – und damit nicht genug: Sie wohnen etwa 400 Meter von uns entfernt und gehen ins gleiche Fitnessstudio! Die Welt ist eben doch nicht so groß ;)


                                    Sightseeing-Tour in Medellin













Bei uns sterben die Telefonzellen aus - hier gibt es sogar menschliche Telefonzellen!!!




Die berühmten Statuen von Fernando Botero. Er liebt es die Proportionen zu verschieben ;)


Anschlag auf ein Fest in Medellin am 10. Juni 1995. Eine Bombe wurde in einer der Statuen von Fernando Bolero platziert und explodierte. Als Erinnerung wurde der Vogel stehen gelassen. Als Symbol der Hoffnung hat der Künstler eine neue Statur daneben aufgestellt




Glücksspiel in Kolumbien! Das Meerschweinchen ist ein Türchen neben unserem reingeschlüpft - wir hatten die 8... fast gewonnen!



Eine Fahrt mit der Seilbahn über die Wohngebiete der Stadt - umgerechnet kostet eine Fahrt ca. 80 Cent. Innerhalb einer Fahrt kann man so oft umsteigen wie man möchte und unter anderem die Seilbahn nutzen!








Und wieder raus aus dem Flugzeug bei "100" Grad Celsius... 








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